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Die Welt mit Kinderaugen sehen – Ein Erlebnis mit Pfote mampft Quark

Wer die Welt mit Kinderaugen sieht, öffnet sein Herz. Wer ein offenes Herz hat, hört aufmerksam zu, ist voller Fantasie und das Vorstellungsvermögen ist grenzenlos.

 

Von uns Erwachsenen ist Kreativität gefordert. Was ist eigentlich Kreativität? «Hei, besch du aber kreativ!» höre ich Erwachsene gerne zu Kindern sagen. Kreativität ist Gestaltungskraft. Die Magie unsere Umwelt so zu gestalten, dass wir uns darin wohl fühlen. Kinder tun dies jeden Tag auf intuitive Weise.

Wir Erwachsenen haben das verlernt. Wir wurden dazu erzogen, die Welt so zu sehen, wie sie (vermeintlich!) ist. Aber schon Immanuel Kant erklärte, dass die «Dinge an sich» zwar existieren, aber nicht von jedem Menschen gleich erkannt werden. Denn jeder schafft sich seine eigene Realität durch seine Wahrnehmung. Dass daran etwas dran ist, lässt sich bei der Beobachtung von Kindern sehr gut erkennen. Für sie ist alles Realität, was für ihren Verstand Sinn ergibt. Da wird mein Lieblingsmagnet aus Glas plötzlich zu einem Muffin für Barbies, wilde Striche auf dem selbst gemalten Bild sind Mami und Papi, das Kind selbst wird mit Mütze und Badetuchumhang zum Superhelden und rettet Weihnachten vor dem bösen Grinch.

 

An diesem Samstagmorgen finde ich mich mit meinen zwei Kindern im Klub im Neubad Luzern (das Neubad ist ein ehemaliges Hallenbad, das nach der Stilllegung in einen Spielplatz für Kreative umgenutzt wurde. Mehr dazu HIER). Das Licht ist duster, es stehen einige Stühle und Kissen bereit. Sobald die Kinder den Raum stürmen, füllt er sich mit Leben. Die zwei grossen weissen Leinwände faszinieren. Was damit wohl geschehen wird?

Simone betritt die «Bühne» (es ist nicht wirklich eine Bühne, sie hat knapp zwei Meter zwischen den Kindern und den Leinwänden) und stellt sich vor. Sie erklärt, dass sie nun alle gemeinsam eine Geschichte erfinden. Martin, der mit Pinseln bewaffnete Mann neben ihr, würde die Geschichte zeichnen und Daniel am Klavier würde sie beim Singen und Geräusche machen begleiten. Ob sie alle bereit seien? «Ja!» und los geht’s.

 

Ich bin absolut fasziniert, was nun geschieht. Martin beginnt einen Wald zu malen. Simone macht Geräusche, Daniel stimmt ein. Da ist ein Eichhörnchen. Schon sind wir mitten in der Geschichte. Die Kinder kleben an Simone’s Lippen. Sie ist unglaublich präsent. Sie hört alles, nimmt alles wahr, was da im kleinen wie im grossen Publikum geschieht. Die Kinder sind involviert, spinnen mit ihr die Geschichte weiter, die von einem Eichhörnchen handelt, das seinen Regenbogenkristall in einer Höhle versteckt hat, da der Zauberkristall 1000 wertvoll ist und von einem Vogel gestohlen werden will. Polizist Schnauzbart eilt zu Hilfe, weiss aber auch nicht recht, was zu tun ist. Gemeinsam versuchen sie den Vogel zu fangen, die Angelrute landet dann in einer riesigen Höhle, wo sie dem Fuchs-Wolf-Hund-Grittibänz-Vampir begegnen, der aber gar nicht böse ist. Am Ende hat das Eichhörnchen seinen Regen-bogenkristall wieder und kann gemeinsam mit seinem Freund Weihnachten feiern.

 

Nein, liebe Leserin, lieber Leser, leider kannst du dir diese wunderbare Geschichte nicht noch einmal anhören und ansehen. Sie war einzigartig.
«Pfote mampft Quark», das sind Simone und Martin. Manchmal begleitet sie ein Musiker an der Gitarre, manchmal am Klavier. Die Geschichte schreiben die Kinder, die beiden schaffen dafür den Raum und die Zeit. Was die beiden da tun, ist grosse Improvisationskunst. Die Geschichte stockt nie. Nie dauert etwas zu lang oder zu kurz, es hat keine Logikfehler, alles macht Sinn. Wenn es den Erwachsenen denn gelingt, die Welt mit Kinderaugen zu sehen. Sonst macht gar nichts Sinn, nicht das Fuchs-Wolf-Hund-Grittibänz-Vampirmonster noch der diebische Vogel namens Ei-Kompi-Mompi. Hier ist die Gestaltungs-kraft der Kinder am Werk. Es war einmalig, einzigartig, faszinierend fantasievoll. Ich kann mich nur von Herzen bedanken, dass «Pfote mampft Quark» tun, was sie tun. Ihr seid einfach grossartig!

 

Kinder sind voller Gestaltungskraft. Sie behalten sie, wenn wir Erwachsenen nicht anfangen ihnen die Welt zu erklären, wie wir sie sehen. Wenn es dir gelingt, die Welt wieder mit Kinderaugen zu sehen, dann wird deine Welt viel bunter. Das verspreche ich dir. In diesem Sinne wünsche ich dir fröhliche, aufregende Weihnachten! Ein wunderbares Fest, um die Wahrnehmung der Welt aus Kinderaugen zu üben. Viel Spass dabei! 

 

Heb dier Sorg, Miriam

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