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Regnose - Meine Welt post corona

Am 16. März 2020 war ich das letzte Mal im Schulhaus, in dem ich drei Tage in der Woche arbeite. Mit meinen Lernenden der Berufsmaturität diskutiere ich im Fach "Wirtschaft und Recht" üblicherweise im Klassenzimmer ökonomische Phänomene, bette sie in den historischen Kontext ein und vergleiche sie mit wirtschaftstheoretischen Modellen. Heute, am 20. April 2020, ist alles anders. In den Medien heisst es: "Nichts wird mehr sein, wie es vorher war", post corona, versteht sich. Aber wie wird sich denn die Welt verändern? Ich wage eine sehr persönliche Regnose.*

 

Triff Entscheidungen niemals aus Angst.

Es ist Weihnachten 2020. Unsere ganze Familie sitzt zusammen in unserem Wohnzimmer. Wir sind glücklich. Die Kinder spielen vergnügt. Die Erwachsenen blicken auf ein spannendes Jahr zurück. 2020 hat uns noch näher an unsere Werte herangeführt. Bereits Ende 2019 hatte ich "Selbstbestimmung und Freiheit" als meine persönlichen Grundwerte beschrieben. 2020 hat mich in Bezug auf meine Grundwerte herausgefordert und weiter darin bestärkt. Warum?

Unsere Familie hat eine Regel: Wir treffen Entscheidungen niemals aus Ängsten heraus. Hat einer von uns Angst, lassen wir diese zu, sprechen über sie und nehmen ihr damit die Macht. Erst dann sprechen wir über das Thema, zu dem eine Entscheidung ansteht. "Corona" hat Ängste offenbart. Zukunftsangst, Existenzangst. Angst aber hemmt. Angst macht uns handlungsunfähig. Ich sitze nun inmitten meiner Liebsten und bin so stolz darauf, dass wir durch Angst vor dem Virus nicht in Schockstarre verfallen sind. Wir haben weitergemacht. Weitergearbeitet, weitergedacht, weiter geliebt.

Frei von Angst zu sein, bedeutet Freiheit. Es geht nicht nur um die Freiheit, zu tun und zu lassen, was man gerade Lust hat. Um diese Art Freiheit ist es meinem Mann und mir nie gegangen. Wir stecken gerne im Netz von Beziehungen. Dieses Beziehungsnetz schafft Abhängigkeiten. Abhängigkeiten sind das Gegenteil von Freiheit. Wir haben diese Abhängigkeiten zu unseren Liebsten aber selbst gewählt. Wir wollen abhängig sein von unseren Kindern, unseren Eltern, unseren Freunden. Sie sind das Wichtigste. Hier darf Reibung entstehen, hier dürfen wir streiten und uns dann leidenschaftlich umarmen. Hier darf ich ich sein. 

 

Ego sum, qui sum.

2020 hat bewirkt, dass ich noch mehr als jemals zuvor auch ausserhalb unseres Beziehungsnetzes ich bin. Ich verstecke mich nicht mehr. Ich verstecke mich nicht hinter einem professionellen LinkedIn-Ich, einem photogeshopten Instagram-Ich, einem szenigen Facebook-Ich, einem hippen Konsumenten-Ich, einem (zu) selbstkritischen Produzenten-Ich. Ich bin. Ego sum, qui sum.

Ehrlicherweise muss ich aber gestehen, dass dieser Prozess des Loslösens von Konventionen hin zu persönlicher Freiheit bereits ante corona begonnen hatte. Aber heute weiss ich, dass der einzige Weg zu Resilienz, zu persönlicher Widerstandsfähigkeit gegen alle möglichen Krisen, der ist, dass ich weiss, wer ich bin. Dass ich weiss, was meine Werte sind und ich mich darauf verlassen kann, dass ich Entscheidungen, die ich auf der Grundlage von Selbstverantwortung und Freiheit getroffen habe, auch in Zukunft für mich die richtigen Entscheidungen gewesen sein werden. 

Mir ist 2020 sehr bewusst geworden, wie gross der Einfluss der Übernahme von Selbstverantwortung für Selbstbestimmung und Freiheit ist. Mache ich immer jemand anderen für mein Schicksal verantwortlich, bin ich nicht frei. Dann bin ich eine Marionette, dann stellen (auch eigentlich selbst gewählte) Abhängigkeiten ein Gefängnis dar. Fehler suche ich genauso im Aussen wie konsequenterweise auch Erfolge. Vielleicht hatte sich unsere Gesellschaft schon lange von der Übernahme von Selbstverantwortung entfernt. Hier sah ich im April dieses Jahres die grösste Chance für eine bessere Welt. Ich wünschte mir eine bessere Welt. 

 

Eine bessere Welt durch Selbstverantwortung jedes Einzelnen.

"Das System hat versagt." "Es wird zu einem Systemzusammenbruch kommen." Ja, wir werden alle sterben. Ja, wir werden alle sterben! Das ist unvermeidlich. Ich habe es da ganz mit Captain Jack Sparrow (gespielt von Johnny Depp), dem Freiheit wichtiger ist als die Unsterblichkeit.
In meiner Tätigkeit als Pflegehelferin in meinen jungen 20ern durfte ich miterleben, wie Menschen sich von ihrem Leben verabschiedeten. Einige kämpften wochenlang, andere schliefen friedlich ein. Auch der Tod sollte selbstverantwortlich geschehen. Für mich ist 2020 klar geworden: Ich brauche eine Patientenverfügung. Mehr denn je müssen wir innerhalb der Familie über den Tod sprechen. Wir brauchen Offenheit und Klarheit. Auch dann werde ich frei von Angst. Unsicherheit und Unklarheit sind die grossen Förderer von Angst. 
Dazu ein anderes Beispiel: Ich litt schon immer an grossem Lampenfieber. Dieses hatte ich nur durch das Durchdenken von Worst-Case-Szenarien überwunden. Unterdessen bin ich eine Meisterin im Kreieren von Worst-Case-Szenarien und habe deshalb den Grenznutzen erreicht: Als es immer häufiger zu self-fulfilling prophecy's kam, habe ich meine Methode aufgegeben. Heute denke ich mir nicht mehr, was als Schlimmstes passieren könnte und entwickle dafür Reaktionsmöglichkeiten, die mir vermeintlich Sicherheit geben. Heute setze ich ganz auf das Vertrauen in meine eigenen Fähigkeiten und Intuition. Frei von Angst und mit Fokus auf positive Veränderung, die ich selbst bewirken kann. 

Die ICH selbst bewirken kann. Nicht ein System. Es ist einfach, ein "System" für alles verantwortlich zu machen. Als Lehrerin - mir ist ja die Bezeichnung "Lernprozessbegleiterin" lieber - beobachte ich seit Jahren, wie das "System Schule" veraltet sein und reformiert werden soll. Die Schule ist aber kein geschlossenes System, das von einem statischen Zustand in einen neuen statischen Zustand versetzt werden kann. Schule ist dynamisch. "Das einzig Beständige ist der Wandel", wie Heraklit (Philosoph aus Ephesos, geb. um 520 v. Chr.; † um 460 v. Chr.bereits anmerkte. Das System "Schule" lebt mit den Menschen, die sich darin bewegen. Menschen verändern sich und damit verändert sich auch das System. 

"Als System wird im Allgemeinen ein abgrenzbares, natürliches oder künstliches „Gebilde“ bezeichnet, das aus verschiedenen Komponenten besteht, die aufgrund bestimmter geordneter Beziehungen untereinander als gemeinsames Ganzes betrachtet werden." Soweit die Wikipedia-Definition. Um beim Beispiel Schule zu bleiben: Schule ist ein abgrenzbares, künstliches Gebilde, das aus den Komponenten Lehrer, Schüler und Schulleitung besteht, die aufgrund von Bildungsvorschriften (Gesetze, Lehrpläne usw.) als gemeinsames Ganzes betrachtet werden. 

Ich frage dich nun, lieber Leser, liebe Leserin: Wenn wir das "Gebilde" ändern wollen, was müssen wir dann verändern?

 

Veränderung beginnt bei mir selbst

Auch Albert Einstein (Physiker, geb. 14. März 1879, † 18. April 1955) meinte "Die einzige Konstante im Universum ist die Veränderung." Die Welt verändert sich dynamisch. Veränderungen geschehen kontinuierlich und manchmal auch sprunghaft. Unsere Welt hat solche Sprünge mit der Erfindung des Rads, des Buchdrucks und der Dampfmaschine erlebt. Heute stehen wir mitten in der vierten industriellen Revolution, die durch die Entwicklung des Internets eingeläutet wurde (mehr zu den vier industriellen Revolutionen hier.) 

So richtig in meinem Alltag angekommen war die digitale Transformation mit unserem ersten GPS. Ich war nie wirklich gut im Kartenlesen, war aber viel mit dem Auto unterwegs. Vor rund 15 Jahren druckte ich mir also noch zuhause Wegbeschreibungen aus, versuchte sie sie mir einzuprägen, damit ich nicht dauernd anhalten musste, um sie zu studieren. Dass ich mich verfuhr und zu spät kam, war eher die Regel als die Ausnahme. Dann hatte ich zum ersten Mal ein Navigationsgerät im Auto. Ja, die Kritik war anfangs gross, es gab auch tatsächlich Menschen, die in der Luzerner Altstadt durchs Fahrverbot fuhren, ja, es soll sogar Autofahrer gegeben haben, die sich mit Treppen anlegten, weil sie das Navi entsprechend leitete. So studierte ich in der Übergangszeit nach wie vor vorher den Weg, hinterfragte den vom GPS vorgeschlagenen Weg, glich ihn mit der Karte ab und schaltete auch während der Fahrt mein Hirn ein. Was geschah? Mit der Zeit wurde das Navi immer besser. Ich kam immer schneller und entspannter ans Ziel. Heute verlasse ich mich zu 99% auf mein eingebautes Navigationsgerät. Diese Veränderung entwickelte sich über rund zehn Jahre. 

Was bedeutet das für heute? Neuerungen sind da, teilweise schon lange. Was aber Zeit braucht, ist die Veränderung unserer Einstellung zu den Neuerungen. 

 

Meine post corona - Einstellungen 

Es ist also nicht die Welt, die sich 2020 schlagartig verändert hat, sondern meine Einstellung zu bereits bestehenden Veränderungsprozessen in unserer Gesellschaft. Die Welt ist dauerhaft im Wandel, in einem dynamischen Prozess von Leben und Sterben. Ein Ruck kann durch die Welt gehen, ein Sprung, wie bei der Erfindung der Dampfmaschine, kann durch die Summe persönlicher Veränderungsprozesse entstehen. Einfach ausgedrückt: Du kannst die Welt verändern. 

Für mich und meine Familie haben sich damit bereits vor langer Zeit eingeläutete Veränderungsprozesse nun manifestiert, sie sind uns verstärkt bewusst geworden. Daraus haben wir konkrete Ziele abgeleitet:

 

1. Wir leben Selbstverantwortung und Freiheit.

Ja, unsere wichtigsten Werte. Selbstverantwortung bedeutet, niemand anderem und auch keinem undefinierten System die Schuld am eigenen Lebensverlauf zu geben. Ich kann nur selbstverantwortlich handeln, wenn ich bewusst freie Entscheidungen fälle. Das wiederum geht nur, wenn ich selber denke und mir meiner Abhängigkeiten bewusst bin. Es gibt systemrelevante Abhängigkeiten, die ich nicht umgehen kann: Ich muss arbeiten, um Geld zu verdienen. Ich bin Schweizer Bürgerin und damit steuerpflichtig. Ich unterliege diversen Obligatorien, wie z.B. dem Krankenkassenobligatorium. Es gibt aber ganz viele Abhängigkeiten, in die wir uns freiwillig begeben, z.B. die Abhängigkeit von einer Bank durch die Aufnahme einer Hypothek zur Finanzierung eines Eigenheims. 

Wir entscheiden uns dafür, möglichst frei zu sein, das bedeutet frei von selbst gewählten Abhängigkeiten. 

 

2. Wir leben dankbar und demütig.

Dankbarkeit und Demut sind grosse Worte. Wir sollten keine Angst vor grossen Worten haben. Wir sollten keine Angst vor den grossen Philosophen unserer Welt haben. Eine Auswirkung - ich will nicht sagen Vor- oder Nachteil - der Digitalisierung ist, dass jedefrau und jedermann heute recht einfach ein Buch oder eine Produktion veröffentlichen kann. Auch ich selbst profitiere davon. In der Fülle von Veröffentlichungen sind meiner Meinung nach die grossen Denker unserer Welt wie Nietzsche oder Kant etwas in Vergessenheit geraten. Es ist aber unglaublich spannend, inspirierend und manchmal geradezu erleuchtend die grossen Denker aus dem heutigen Bewusstsein heraus zu lesen und zu interpretieren. Ich plädiere ganz entschieden für eine humanistische und ganzheitliche Bildung. Wir sollten alle zu "Universalgenies" werden.

Ich strebe nach Erkenntnis, im Bewusstsein, dass jeder Mensch sich seine eigene Wirklichkeit (heute gerne als "Bubble" bezeichnet) erschafft. Die Digitalisierung zeigt uns das mehr denn je: Desto individualisierter die Informationen durch die Datensammlung von Plattformen zu uns kommen, desto mehr gestalten wir uns unsere Welt, wie wir sie sehen wollen. Wir bewegen uns nur noch in unserer "Bubble". Das ist gefährlich und meiner Meinung nach der Hauptgrund für die Zunahme der Polarisierung in unserer Gesellschaft. "Unter Polarisierung versteht man in politischen Zusammenhängen entweder eine zu Kontroversen führende soziale Differenzierung oder eine Verstärkung von Meinungsunterschieden. Oft ist beides miteinander verbunden." (Wikipedia)

Ich will nicht alle gleichmachen, aber ich bin überzeugt davon, dass, wenn wir erkennen, in welcher "Bubble" sich eine Person bewegt, wir einfacher zu besseren Entscheidungen gelangen. Ja, es werden Kompromisse sein, aber wenigstens umsetzbare Kompromisse, hoffentlich menschenwürdige Kompromisse, die die Veränderung begrüssen und nicht abwürgen. Soziale Differenzierung schürt Ängste und Angst ist ein schlechter Ratgeber. Angst schürt auch Missgunst. Selbstverantwortung und Freiheit führen zu Dankbarkeit und Demut. Demütig zu sein heisst für mich, dich leben zu lassen, so wie du bist und deine Meinung zu respektieren. Aber: Ich will deine "Bubble" verstehen und ich werde aus wirklichem Interesse an dir auch unangenehme, ehrliche Fragen stellen. Ich will wissen, wer du bist. Du kannst mir nur antworten, wenn du selbst weisst, wer du bist. 

 

3. Wir wollen nachhaltig konsumieren. 

Uns hat gefallen, wie viele Menschen während des Lockdowns zu Bauernhöfen spaziert sind und dort direkt ihre Ostereier gekauft haben. Wir wollen noch mehr auf regionale Produkte achten, saisonal einkaufen und hochwertige Lebensmittel verarbeiten. 

Beim Kleiderkauf tue ich mich noch schwerer. Viele Produktionsketten sind intransparent, ich muss mich auf Labels verlassen und kann nicht selbst überprüfen, wie und wo die Kleidungsstücke produziert worden sind. Wir sind aber ein kreativer Haufen! Meine Mutter und ich haben Kleidungsstücke im Schrank, die 20 und mehr Jahre alt sind, wir ändern ab, passen an, schätzen die Qualität von zeitlosen Stücken. Neu gekauft wird, wenn wir wirklich etwas brauchen oder ein nicht mehr flickbares Stück ersetzen müssen. 

 

4. Wir wollen langsam reisen.

Eigentlich machen wir das schon unser Leben lang. Meinem Mann und mir ist beim Reisen wichtig, einen Ort zu spüren, ihn ganzheitlich wahrzunehmen. Wir wollen seine Geschichte hören. Das geht nur, wenn man langsam und achtsam reist. Besonders wertvoll ist für uns, die Geschichten unserer wunderschönen unmittelbaren Umgebung zu hören. (Mehr zu slow travel als Trend hier.) 

 

5. Global denken, lokal handeln!

Der Megatrend der Glokalisierung (spannender Artikel hier) beschäftigte mich schon seit längerem. Wir haben den Grenznutzen der Globalisierung erreicht. Es geht nicht immer "noch mehr" und "noch schneller", noch effizienter. Ich will nicht immer mehr Produkte haben, die immer weniger kosten und dafür auch immer weniger lang halten. Ich will nicht mehr Geld, sondern mehr Zeit. Mehr Geschichten. Mehr Zusammensein. Mehr Familie. Mehr Freundschaft. Mehr "Home(office)". Mehr Respekt. Mehr Dankbarkeit. Mehr Demut. Denken wir global, aber handeln lokal. Für mehr Nachhaltigkeit und unserer Umwelt zuliebe. 

 

6. Mein Lernraum "Wirtschaft und Recht" verändert sich, endlich.

Durch die Schulschliessung mussten wir gezwungenermassen Distance Learning einführen. Distance Learning kann nur funktionieren, wenn wir neue Lehr- und Lernformen anwenden. Klassischer Frontalunterricht ist in einem virtuellen Klassenzimmer ermüdend, wenn nicht sogar zermürbend. Nun habe ich mehr denn je die Gelegenheit mit meinen Lernenden zu forschen. Sie wenden Grundprinzipien und Methoden an, um die Corona-Situation zu verstehen und einzuordnen. Mir fehlen meine Lernenden, der direkte Kontakt. Aber in der Bildung hat die Krise tatsächlich einen Digitalisierungssprung ausgelöst. Meine Gedanken zur digitalen Transformation findest du hier.

 

7. Bunt und bunter!

Unser Leben war ziemlich schwarz weiss, bevor unsere Kinder auf die Welt kamen. Unsere Wohnungseinrichtung ist immer noch schwarz und weiss, aber unterdessen sind alle Farben bei uns eingezogen. Unsere Kinder machen unsere Welt bunt. Sie fordern uns jeden Tag heraus und stellen unsere Werte und Grundhaltungen auf die Probe. Sie provozieren, sie streiten, sie weinen, sie lachen, sie schreien, sie schmollen. Unser Alltag ist voller Emotionen. Jeder Tag schreibt neue Geschichten. Ich gebe zu, ich wünsche mir mehr Ruhe und Stille, auch mal einen Tag Schweigen. Stille ist ein sehr kostbares Gut geworden, seit wir Eltern sind. Aber ich kann geduldig warten, bis ich wieder mehr Ruhe und Stille haben werde. Was ich aber nie mehr missen will sind die Farben! Mein Leben ist bunt und bunter geworden. Dafür bin ich meinen zwei kleinen Grossen unendlich dankbar. 

 

Mein persönliches Fazit

So sehr hat sich die Welt oder zumindest meine Welt nicht verändert. 2020 gab es keinen "Sprung" und die Welt war auf einmal eine ganz andere. Die Welt befindet sich in einem kontinuierlichen Veränderungsprozess. "Das einzig Beständige ist der Wandel." Vieles, was sich bereits längere Zeit angebahnt hatte, wurde konkreter. Wir haben bemerkt, dass Homeoffice gelingen kann, wenn wir die Bereitschaft aufbringen es auszuprobieren und uns darauf einlassen. Wir haben gemerkt, dass Distance Learning funktioniert. Wir Lehrpersonen können uns gemeinsam mit den Lernenden auf den Weg machen und dürfen auch Fehler machen. Ich habe gemerkt, was mir wichtig ist und was weniger. Ich vermisste im Lockdown Familie und Freunde. Der Fussballzirkus fehlte mir dagegen gar nicht (sorry Schatz!). Besonders genossen habe ich den Lockdown in Bezug auf weniger Verkehr. Die Strassen waren leer, man konnte die Geschichten der Stadt wieder hören (vgl. hier). Tiere und Pflanzen haben sich Platz zurückerobert (über unserem Dach zogen seit März zuerst einer, dann zwei Rotmilane ihre Kreise).

Jetzt im Dezember 2020 ist die Zukunft spür- und greifbar. Es gibt aber nur eine Zukunft, wenn es ein Jetzt gibt. Achtsamkeit und Entschleunigung sind wichtig, um Klarheit zu erlangen. Nur wer sich die Zukunft denken kann, trifft heute die richtigen Entscheidungen. Und nur wer heute Klarheit hat, kann sich angstfrei eine positive Zukunft für unsere Erde und unsere Gesellschaft denken. 

 

Was denkst du? Was sind deine Werte? Wer bist du?

 

*Regnose: von Zukunftsforscher Matthias Horx entwickelte Denktechnik, um eine eigene Zukunftsvision zu entwickeln. 

 

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